Hallo Nobert,
ich hatte Dir ja versprochen, dass ich einen kleinen Bericht schreibe....
Viele Grüße, Reinhard B.
Seit dem 17. September 2014 habe ich zwei Geburtstage.
Das klingt - verdichtet auf diesen einen Satz - vielleicht etwas pathetisch, dennoch trifft es zu.
An jenem 17. 9. habe ich nämlich Heilpraktiker Norbert Bachmann in Wolfenbüttel besucht, den ich schon seit vielen Jahren kenne und schätze, und eine Mayr-Kur
begonnen.
Ich habe bereits während meiner Berufszeit in unregelmäßigen Abständen unter Anleitung von Herrn Bachmann nach den Mayr-Regeln abgespeckt und mich physisch und
psychisch wieder in Form gebracht; ich habe aber auch Mayr-Kuren durch mangelnde Disziplin und mit immer neuen Ausreden unterlaufen, so dass wir sie in gegenseitiger Kenntnis dieser Tatsache dann
beendet haben.
Seit 2013 bin ich Rentner, habe aber bereits in den letzten beiden Berufsjahren durch regelmäßigen und starken Bierkonsum sowie in der Folge des Alkohols durch
unmäßiges Essen mein Gewicht auf rund 88 Kilo (bei einer Größe von 178 cm) gesteigert, vorher lag es über viele Jahre im Durchschnitt bei 74 Kilo. Ich wurde von Kollegen wegen meines prall
abstehenden Bauches des öfteren angepflaumt. Der Bauch hatte exakt die Form eines Fußballs und hob sich natürlich drastisch von den übrigen Körperpartien ab. Ein Kollege schlug mir beispielsweise
vor, ich solle in meinen Schreibtisch eine Ausbuchtung in U-Form schneiden lassen, damit ich wieder näher an mein Arbeitsinstrument, den Bildschirm, rücken könne. Die Frauen baten manchmal
augenzwinkernd, ich solle doch mal meinen "Trick" vorführen: das Hemd öffnen, ohne die Finger zu benutzen. Ja, es reichte bei dieser Knopf-Nummer tatsächlich, den Bauch etwas mehr nach vorn zu
spannen. Wieder andere beschränkten sich zuweilen mit einem taxierenden Blick auf die kurze Feststellung: "Donnerwetter!" Bei Einladungen erschien ich in aller Regel mit Schal, um die Knopfleiste
am Hemd vorsorglich abzudecken.
Meine Reaktionen waren stets gekünstelt lässig, ich wollte nicht zeigen, wie mir zumute war: Übergewicht ist nicht zum Lachen, ich habe mich einfach nur noch
geschämt - gerade auch wegen meiner offensichtlichen Unfähigkeit zur Vernunft.
Beim Treppensteigen musste ich innehalten, beim Rasenmähen nach kurzer Zeit pausieren, beim Radfahren konnte ich nach keiner Steigung mit meiner Bekannten,
die mich stets begleitet, sprechen, weil ich keine Luft zum Reden hatte; meine Garderobe habe ich über Amazon gekauft (wenn ich mich denn zu einem nötigen Neukauf aufgerafft hatte), weil ich mich
im Spiegel einer Kaufhaus-Umkleidekabine als schrecklich empfand oder weil mir das Maßnehmen durch eine Verkäuferin äußerst peinlich war. Kurzum: Ich habe mich unappetitlich gefühlt - und
das wurde noch gesteigert durch die zunehmende Lethargie im "normalen" Alltagsleben. Viele Kleinigkeiten (Auto aussaugen, Staubwischen, Haarewaschen, Fußnägelschneiden etc. ) wurden nur
mühsam erledigt und immer wieder um Tage verschoben, bis ich die endlich aktiv wurde. Essen und Trinken hatten meine frühere Eitelkeit, was die Figur betrifft, besiegt. Die bittere Devise,
der ich folgte, war ein trotziges "Scheiß drauf!" Aber eine solche Flucht vor der Wahrheit kann nicht gelingen. Ein gesunder Geist wohnt in einem gesunden Körper, und bei mir war beides, was
untrennbar ist, sehr krank.
Den Anstoß für die Wende gab eine Visite bei meinem Hausarzt, der mir wegen einer starken Erkältung ein Antibiotikum verschrieb. Gewissermaßen am Rande des Besuchs
wurde mein Blutdruck gemessen. Das Ergebnis war katastrophal, der Blutdruck war gesundheitsgefährdend hoch. Jetzt war der Punkt erreicht, an dem man sprichwörtlich mit dem Rücken an der Wand
steht und nicht mehr weglaufen kann. Die Verschreibung eines den Blutdruck senkenden Mittels stand bevor. Doch ich hatte irgendwie das Gefühl, dass es noch einen anderen Weg gab. Ich dachte,
Medikamente einzunehmen ist zu wenig, es geht um die Lebensweise.
Ich rief Norbert Bachmann an, der erste Termin wurde für den 17. September 2014 vereinbart. Die Messungen von Blutdruck, Gewicht und Bauchumfang waren
erwartungsgemäß eine einzige Warnlampe. Was folgte, waren sechs Wochen nach den Regeln der Mayr-Kur: Wenige Scheiben lactosefreies Knäckebrot pro Tag, jeder Bissen wurde 40mal gekaut, dazu ein
Löffelchen Sojamilch, täglich FX-Passage zur Darmreinigung, viel Mineralwasser. Nach wenigen Tagen war der beißende Hunger überstanden - und der Zeiger der Waage begann zu sinken, auch der
Blutdruck übrigens, der nach kurzer Zeit mit 125 zu 80 einen Spitzenwert erreichte. Zweimal in der Woche erschien ich in Wolfenbüttel zu Kontrolle und Bauchmassage. Ich habe diese
Betreuung, die immer fröhlich und nie verbissen ablief, wie ein Sicherheit gebendes Geländer empfunden. Sie stärkten mein Durchhaltevermögen und stachelten meinen Ehrgeiz an. Ich wollte raus aus
dem Elend, in das ich mich selbst manövriert hatte.
Nicht nur Gewicht, Bauchumfang und Blutdruck sanken, sondern parallel zu diesen Daten stieg meine Lebenslust. Die Auswirkungen erfolgreichen Abnehmens auf die
Psyche sind gar nicht hoch genug einzuschätzen. Ich habe mittlerweile größere Projekte in und an meinem Haus realisiert, ich fahre regelmäßig Fahrrad, war im späten Herbst im Garten am Ackern
usw. usw. Ich habe Energie gewonnen, ohne mich durch das Abnehmen auch nur ein einziges Mal schlapp zu fühlen.
Der Schwachpunkt bleibt meine Ernährung. Ich trinke zwar so gut wie keinen Alkohol mehr, aber ich muss noch weitaus ernährungsbewusster werden. Das bleibt deshalb
die größte Herausforderung, weil es - ich habe es ja selbst erlebt - vergleichsweise einfach ist, in kurzer Zeit massiv Gewicht abzubauen, aber ungleich schwerer, das neue, gesunde Gewicht zu
halten. An dieser Aufgabe arbeite ich.
Zum Ende meiner Mayr-Kur wog ich knapp 75 Kilo, nun sind es 78,5. Der Anstieg erklärt sich sicher auch aus den Weihnachts- und Neujahrstagen, an denen immer
opulenter gegessen wird. Er erklärt sich aber auch daraus, dass ich bei der Disziplin ohne den früheren Leidensdruck etwas nachgelassen habe. Aber ich werde es schaffen. Mein Ziel bleibt ein
Dauer-Gewicht von 73 Kilo und eine abwechselungsreiche, gesunde Ernährung. Um zu diesem Ziel zu gelangen, habe ich mit Norbert Bachmann neue Termine vereinbart. Ich betrachte diese Besuche, die
jetzt natürlich in größeren zeitlichen Abständen erfolgen werden, als eine Art Gesundheits-TÜV, den ich nur empfehlen kann.